Offenbach Post
Zeitungsartikel vom 08.09.09, gekürzt
Orchester ist Großfamilie
http://www.op-online.de/nachrichten/offenbach/orchester-grossfamilie-461719.html
Offenbach - Seit August ist er 81 Jahre alt, steht mehr als 75 Jahre auf der Bühne und dirigiert sein Orchester der Volksarbeit seit 60 Jahren.
Von Reinhold Gries
Das Offenbacher Urgestein Heinrich Krausch ist seit August 81 Jahre alt, steht mehr als 75 Jahre auf der Bühne und dirigiert sein Orchester der Volksarbeit seit 60
Jahren. (...)
Die Einsätze stimmen bei den konzentriert wirkenden Instrumentalisten zwischen zwölf und Mitte 80, denen es eine Freude ist, dort mitzuwirken. Trotz knapper
Probezeit mit den Solisten schwingt Krauschs rhythmischer Taktschlag selten energisch. Seine Musiker werden sanft geleitet, Laienmusiker und Halbprofis können gedeihen und wachsen.
Wer bei dem zur Hälfte aus Offenbachern bestehenden Klangkörper aus Frankfurt eher laienhafte Töne erwartet, sieht sich getäuscht. Zu
Ehren des vor 250 Jahren verstorbenen Musikgenies Georg Friedrich Händel lässt die 20-jährige Frankfurter Kunststudentin Linda Daniela Sieber an ihrer goldglänzenden Konzertharfe aus Dresden ihr
Talent aufblitzen. Die Solistin des Jugendsinfonieorchesters in Hessen steht am Anfang ihrer Karriere, spielt Orgel und Harfe „überall, wo sie gebraucht wird“, hat sich noch nicht zum
Musikstudium durchgerungen. Dank ihrer perlenden Läufe und Souveränität wähnt man sie im fortgeschrittenen Semester. Auch hochmelodisch gezupfte wie gestrichene Violineinsätze des Händel-Konzerts
für Harfe und Orchester B-Dur Op. 4 wirken zauberhaft duftig, trotz der Überakustik, gegen die aufgestellte Schallwände helfen sollen. Das fast französisch wirkende Kabinettstück wird ebenso
kräftig beklatscht wie die reizvollen Klangbilder von Wolfgang Amadeus Mozarts nächtlicher Abendmusik „Serenata notturna“, bei dem Krauschs zwölfjähriger Enkel Benjamin Rudin dezent auf die Pauken haut.
Über akustisch bedingte Abstimmungsprobleme geleitet Krausch hinweg, denn er ist froh, dass sein Orchester in der Josefskirche eine feste Bleibe für große
Aufführungen hat. Zudem helfen so begabte Streicher wie Martin Camphausen, die Ärztin Sabine Utsch und deren Tochter Annegret. Auch der erfahrene Kontrabassist Artur Hartmann ist wieder einmal
eingesprungen. (...)